Seit wir den Innana-Tempel fertig haben, betreibe ich dort Tempelprostitution. Und damit meine ich auch Prostitution und unser Tempel ist ein Hurenhaus. Es ist wunderbar, und ich würde um nichts in der Welt etwas anderes tun als Hure zu sein. Nur ist in den letzten paar tausend Jahren etwas ein wenig schief gelaufen, und Prostitution ist zu etwas ganz schön hälichem geworden. Wir Huren hatten einmal so viel Spaß dabei - was ist daraus nur geworden?
Es ist so etwas schönes, jemandem Liebe und Sex zu schenken. Oder besser: zu geben, denn wir verkaufen den Sex ja. Aber nur dann, wenn wir ihn auch geben dürfen, so, wie wir fühlen dass wir ihn geben wollen. Der Freier den Sex so nimmt, wie wir ihn geben, denn wir sind die Pristerinnen der Innana. Doch wenn die Freier versuchen, uns zu zwingen, zu erpressen oder zu bestechen, den Sex so zu machen, wie sie ihn nehmen wollen, dann wird daraus etwas häßliches, entartetes. Wenn wir dem Willen der Freier und nicht dem Willen der Göttin unterworfen sind.
Das müssen wir hinter uns lassen. Mit neuem vertrauen. Genauso häßlich ist es, sich vorher auf einen Preis zu einigen. Das ist abscheulich. Wie kann man wissen, was etwas Wert ist, was es noch gar nicht gibt, was erst noch erschaffen wird? Das ist obzön! Erst nach dem Akt können wir schauen, was es Wert ist, erst dann können wir den Akt betrachten. Wir kommt man auf die Idee, den Akt dem Preis anzupassen und nicht den Preis dem Akt, wenn man noch entfernt bei Sinnen ist?
Ich bin stolz darauf, eine Hure zu sein. Stolz darauf, in die Geheimnisse der Alchemie eingeweiht zu sein. Ich bin glücklich, das geben zu können, was am meisten Wert hat. Ich hüte das größte Geheimnis. Ein Geheimnis, das ich gerne teile mit jedem, der nicht versucht, es schutzig zu machen.
corinna.von.steinhausen - 18. Okt, 00:20